Das orthodoxe Osterfest ist einer der wichtigsten religiösen Feiertage in Russland. Da die Russen dem alten julianischen Kalender folgen, feiern sie Ostern in der Regel eine Woche später als Protestanten oder Katholiken, die dem neueren gregorianischen Kalender folgen.
Für religiöse Haushalte in Russland beginnen die Ostervorbereitungen lange im Voraus – mit Fasten und Hausputz. Für sie beginnt das Fest am Samstagabend, wenn sich die Menschen in dunklen Kirchen zu einem gemeinsamen Gebet versammeln und auf die Auferstehung Christi warten.
Eine religiöse Legende besagt, dass Jesus an diesem Tag in Lumpen gekleidet unter die Menschen ging und um Essen bat. Da niemand wusste, wo sie ihn treffen würden, bereiteten die Menschen reichlich Körbe mit Lebensmitteln vor und teilten gekochte Eier und andere österliche Grundnahrungsmittel mit den Armen. Vor Jahren gab es sogar die Tradition, Lebensmittel in Gefängnisse zu bringen, um die Insassen zu speisen und zu erklären, dass jeder an Ostern den Sündern vergeben und Barmherzigkeit zeigen sollte.
Ostern ist einer der Tage, an denen Familie und Freunde zusammenkommen, um das Leben zu feiern. Der Tisch wird traditionell mit einem weißen, gestärkten Tischtuch gedeckt. Die Familie beginnt erst mit dem Essen, nachdem sie eine Kerze angezündet und in die Mitte des Kulich gestellt hat.
Nachfolgend finden Sie eine Liste der wichtigsten russischen Ostergerichten – angefangen mit den symbolischen gefärbten Eiern.
1. Krashenki (Russische Ostereier)

Gefärbte Eier sind in der christlichen Welt ein wichtiges Symbol für Ostern – sie stehen für die Auferstehung Christi und sind der Blickfang in jedem Osterkorb.
Traditionell färbten die Russen einen Tag vor Ostern hartgekochte Eier mit natürlichen Farbstoffen wie Zwiebelschalen oder Roter Bete, aber auch mit Mustern aus Petersilie und Faden. Die geschicktesten Großmütter wussten auch, wie man Eier blutrot färbt – um das Leiden Jesu zu symbolisieren – oder mit Wachs einen Marmoreffekt erzeugt.
Heutzutage gibt es in den Supermärkten jede Menge künstliche Farben und niedliche Aufkleber, die das Erlebnis unkomplizierter machen, aber echte Kraschenki sind immer noch beliebt.
Beim Osterfrühstück werden die Eier als erstes aufgeschlagen und gegessen. In manchen Familien wird mindestens ein ungeschältes Ei bis zum nächsten Osterfest aufbewahrt, um den Haushalt vor dem Bösen zu schützen. Es ist sehr typisch, Eier zu halbieren und sie mit geriebenem Meerrettich zu belegen. Eine andere Möglichkeit ist, das Eiweiß mit einer Mischung aus Mayo und Eigelb zu füllen und es mit Kaviar zu kombinieren, ähnlich wie bei der Zubereitung von Teufels-Eiern.
2. Buzhenina (Osterschinken)

Nach einer langen Fastenzeit genießen die gläubigen Russen zu Ostern einen reichhaltigen Fleischteller. Traditionell wurden Würste und Schinken zu Hause geräuchert oder gepökelt. Obwohl man in der Metzgerei leicht fertigen Schinken bekommen kann, bevorzugen manche Hausfrauen frischen, nicht gepökelten Schinken mit Knochen und einer großzügigen Fettschicht.
Dann pökelten sie das Fleisch in Wasser, Salz und Aromastoffen ein und erfüllten das Haus mit einem Aroma, das die Geduld des Haushalts auf die Probe stellte. Sie haben während der langen sechswöchigen Fastenzeit auf Fleisch verzichtet, erinnern Sie sich?
Nach der Zubereitung sollte die Buzhenina einige Tage im Kühlschrank ruhen. Dann wird sie in Scheiben geschnitten und am Ostertag kalt serviert.
3. Hren (Rote-Bete- und Meerrettich-Relish)

Dieser würzige Relish erfreut sich in allen slawischen Ländern großer Beliebtheit. Der Name selbst ist im Russischen allerdings etwas verwirrend: hrenis bedeutet wörtlich Meerrettich, der nicht die einzige Zutat des Gerichts ist. Das Rezept ist sehr einfach: gekochte Rote Bete und frischer Meerrettich werden gerieben und miteinander vermischt.
Anschließend lässt man sie mindestens 24 Stunden im Kühlschrank, damit sie ein perfekter Begleiter für Buzhenina und gekochten Eiern werden. Es ist allerdings eine Art Lotterie, ob Ihr Hren sehr bitter wird oder nicht – die Wurzel selbst kann mehr oder weniger intensiv sein.
Hinweis: Bei der Zubereitung dieses Rote-Bete- und Meerrettich-Relishs sind zwei Dinge zu beachten. Erstens: Tragen Sie immer Einweghandschuhe – sonst haben Sie tagelang rosa Hände. Zweitens: Tragen Sie eine Brille, wenn Sie nicht stundenlang tränende Augen haben wollen.
4. Zelts (Russischer Kopfkäse)

Der russische Zelts wird aus einer Mischung aus magerem Rindfleisch, Schweinekopf und Wangen hergestellt. Das Fleisch wird kalt geräuchert, gepökelt und dann mit vielen Gewürzen gekocht. Es ist wichtig, auch die Schweinehäute zu kochen – sie sind für den Geleeanteil verantwortlich.
Obwohl das Rezept für Zelts alles andere als appetitlich ist – man stopft die Fleischmischung in eine Blase oder einen Magen – genießen viele Menschen diesen gekühlten und in Scheiben geschnittenen Kopfkäse.
Einer seiner Vorteile ist, dass er gut haltbar ist und fast nie verdirbt. Zelts wird mit Hren, Senf oder gehackten Zwiebeln serviert und erfreut sich unabhängig von der Jahreszeit großer Beliebtheit.
5. Studen (Russische Schweinefleischsülze)

Eine andere Fleischsülze – Studen (die Version mit rotem Fleisch) oder Kholodets (die Version mit Geflügel) – wird in ganz Osteuropa gekocht.
Die russische Version ist typischerweise Studen, zubereitet mit Rind- oder Schweinefleisch. Dieses Gericht ist ziemlich kompliziert und zeitaufwändig in der Zubereitung, wird aber dennoch zu allen wichtigen Feiertagen, einschließlich Ostern und Silvester, zubereitet.
Einer der Gründe für den hohen Aufwand ist, dass für Studen geringwertiges Fleisch verwendet wird – es gibt keine Reste. Eine andere Erklärung ist, dass die Herstellung von Aspik eine perfekte Art ist, Fleisch zu konservieren – man kann die zu Ostern bestimmten Studen oder Cholodets noch einige Wochen danach genießen.
Es gibt auch eine Fischvariante von Studen, Zalivnoye genannt, die aber eher zu Silvester und an den Winterfeiertagen serviert wird.
6. Kulebyaka oder Coulibiac (Russische Fischpastete)

Coulibiac ist ein köstliches Fischgericht, bei dem der Lachs in Blätterteig oder Mürbeteig eingewickelt wird. Das Rezept erfordert fast so viel Zeit wie ein süßer Kuchen. Nun, eigentlich ist es ein Kuchen, aber ein herzhafter Kuchen.
Es gibt viele Varianten für die Füllung: Lachs oder Stör, Buchweizen oder Reis, Dill oder Petersilie. Was nie ersetzt wird, sind die hart gekochten Eier, karamellisierten Pilze und Zwiebeln.
Je nach Vorliebe kann Kulenyaka als in Scheiben geschnittene Vorspeise oder als Hauptgericht serviert werden. Alternativ kann es auch zu einer Suppe gereicht werden.
7. Yagnenok (Lammbraten)

Wenn es einen traditionellen Festtagsbraten gibt, dann ist es auf dem russischen Ostertisch das Lamm.
Lammfleisch symbolisiert Opferbereitschaft und Reinheit – genau wie Ostern selbst. Die Rezepte für Yagnenok sind von Familie zu Familie unterschiedlich, aber es wird immer mit reichlich Gemüse gebacken und mit Kartoffelpüree serviert.
Haftungsausschluss: Yagnenok ist nicht so wichtig wie gefärbte Eier, Kulich und Paskha zu Ostern. Viele Leute ersetzen es durch gebratene Ente und Huhn oder verzichten ganz auf das gebratene Fleisch und bieten ihren Gästen stattdessen Fisch an.
8. Kulich (Süßes Osterbrot)

Kulich hat eine lange Geschichte, und seine Form hat sich im Laufe der Zeit verändert – von einem langen Laib bis hin zum modernen Zylinder. Dieses gesüßte Brot wird aus Hefeteig hergestellt und mit Walnüssen und Zuckerguss verziert. Das Backen eines guten Kulichs erfordert etwas Zeit und Übung, aber seine Qualität hat einen hohen Symbolwert.
Die Russen sagen, dass ein leckerer, weicher Kulich das Zeichen für ein erfolgreiches Jahr ist. Kulich gibt es in verschiedenen Größen, aber es ist wichtig, dass er so groß wie möglich ist – auch das ist ein Zeichen für Wohlstand und Gesundheit für die ganze Familie.
9. Paskha (Süßer Hüttenkäse)

Paskha ist eine zylinderförmige, weiße Süßspeise, die die Reinheit Christi symbolisiert. In der Regel sind christliche Symbole, wie z. B. ein Kreuz, als Dekoration in die weiche Textur eingearbeitet.
Paskha enthält eine sündhafte Menge an Butter, Zucker, Rosinen und Nüssen und hat eine cremige Konsistenz, die an Eiscreme oder Käsekuchen erinnert. Paskha und Kulich sind perfekte Komplizen: Paskha wird oft als süßer Brotaufstrich auf Kulich verwendet.
10. Makovnik (Mohnkuchen)

Der russische Makovnik ist ein Symbol für Wohlstand und Reichtum, und um das zu beweisen, sollte man so viel Mohn wie möglich hinzufügen. Makovnik ist kein üppiger Kuchen mit Sahne und Zuckerguss. Es ist ein einschichtiger Biskuitkuchen, bei dem Mohn in den Teig gemischt wird.
Das Geheimnis der richtigen Zubereitung besteht darin, dass 50% Mehl und 50% Mohn verwendet werden. Ein perfektes Gleichgewicht führt zu einem aufsehenerregenden, fluffigen Makovnik, der mit den ausgefallensten Kuchen in Bäckereien konkurrieren kann.
Beim russischen Osterfest geht es nicht nur ums Essen, sondern auch darum, sich gegenseitig zu besuchen, ein Glas Wein oder Wodka zu trinken und in ein gesegnetes Ei zu beißen. Die festliche Tafel macht einen großen Teil der Feierlichkeiten aus. Seien Sie also bereit, Ihren Gürtel zu lockern, wenn Sie am Ostertag Russen besuchen.
